22.02.2010
Kategorie(n): Geschichte

Besuch in der KZ-Gedenkstätte Kaufering

Autor:in: Melanie Seibold und Stefan Grunow, K13

Am Montag, den 27.07.2009, begaben sich die Geschichtsgrundkurse der 12. Jahrgangsstufe mit ihren Kursleiterinnen Fr. Felber und Fr. Schillinger auf eine Exkursion nach Landsberg am Lech, um dort die Welfenkaserne und diverse KZ- Gedenkstätten zu besichtigen.
Nach verzögerter Abfahrt erreichten wir kurz nach 9 Uhr die Welfenkaserne, heute ein Waffensystemunterstützungszentrum der Bundeswehr, um uns dort mit der Geschichte der Untertageanlage zu befassen. Hr. Oberstabsfeldwebel Müller, der für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, berichtete uns von den Vorkommnissen in dieser Kaserne während des 2. Weltkrieges. Zunächst stellte er den Unterschied zwischen dem Bunker, welcher zu NS Zeiten gebaut wurde, und der Untertageanlage klar. Letztere, welche unter dem Bunker gelegen ist, wurde erst später errichtet, um sich vor einem atomaren Angriff während des Kalten Krieges zu schützen.

Der Bunker, auch unter dem Decknamen Weingut II bekannt, liegt zum Teil unter der Erde und sollte eine geplante Länge von 400 Meter und 85 Meter nutzbare Breite haben. Hitler beabsichtigte, dieses tunnelartige Gebäude für die Produktion der „Wunderwaffe“, nämlich des Flugzeugtyps Messerschmitt Me-262 zu nutzen, um hinsichtlich der Luftwaffe wieder eine Vormachtstellung zu erlangen. Da allerdings erst im März 1944 mit der Planung begonnen wurde, waren bei der späteren Ausführung qualifizierte Arbeitskräfte knapp. So entschied Albert Speer, welcher von Hitler in diesem Bereich absolute Handlungsfreiheit genoss, KZ- Häftlinge aus Auschwitz für dieses Projekt zu verwenden. Ähnlich wie in den Konzentrationslagern, waren auch dort die Lebensverhältnisse sehr schlecht, sodass von den 30.000 Arbeitskräften in den wenigen Monaten bis zum Kriegsende 1945 14.500 Menschen aufgrund der hohen Anstrengungen starben.

Bei der anschließenden Besichtigung der Untertageanlage wurden uns die Dimensionen dieses Baus bewusst. Leider sahen wir von dem ursprünglichen Bunker weniger, als uns anfangs versprochen wurde, denn nur kurz bekamen wir einen Teil der alten Decke zu sehen. Fr. Fenner, eine ehrenamtliche Engagierte, führte uns in einem Bereich des Untertagebaus durch eine kleine Ausstellung, die sie, noch zu ihrer Zeit als Lehrerin, mit Schülern erarbeitet hatte.

Nach einer Stärkung in der Bundeswehrkantine, wurden wir von ihr zu verschiedenen KZ- Gedenkstätten begleitet. Zunächst lief Fr. Fenner mit uns einen Teil des Weges, welchen die Arbeiter auf ihrem letzten Marsch, dem bekannten Todesmarsch, zurücklegen mussten. Als wir auf einer etwas verwilderten Wiese ankamen, erklärte sie, dass wir uns nun auf dem Grund eines Häftlingslagers befanden. Problematischen Eigentumsverhältnissen ist es zuzuschreiben, dass dieses Lager, von welchem nur noch vier verwitterte Baracken zu sehen sind, nicht restauriert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, wie dies beispielsweise in Dachau der Fall ist.

Anschließend besichtigten wir einen jüdischen Friedhof, welcher gemäß der Tradition wie ein kleiner Park im Wald angelegt war. Etwas ungewöhnlich für uns Schüler war die Tatsache, dass die Massengräber nicht deutlich gekennzeichnet waren und man damit nicht wusste, ob man gerade auf einem Grab stand oder nicht.

Auf unserer letzten Station kamen wir, wie schon kurz vorher, an dem Gefängnis vorbei, in welchem Hitler seine Festungshaft verbrachte. Direkt daneben lag ebenfalls ein Friedhof. Dieser stellte jedoch eine weltweit einzigartige Besonderheit dar, denn auf diesem Friedhof waren sowohl Täter als auch Opfer begraben. Die heute anonymisierten Kreuze sind immer noch ein Streitpunkt in der Gemeinde, da sich einerseits jüdische Angehörige über das christliche Kreuz auf dem Grabe ihres Verwandten ärgern, und andererseits Neo-Nazis die Gräber der NS-Verbrecher schmücken.

Insgesamt ist eine solche Exkursion nicht nur Aufarbeitung der Vergangenheit, sondern auch Festigung der demokratischen Prinzipien für die Zukunft. Denn das beste Lernergebnis erreicht man, wenn man alle Sinne anspricht. Und sollten auch etliche Fakten vergessen werden, bleibt doch die Erinnerung an die nahezu unerträgliche Hitze, die als Gefühl so manchen Gedanken erhält.