08.01.2024
Kategorie(n): Fächer A-Z, Geschichte

Geschichte der Augsburger Kaufmannsfamilien: Kolossal oder kolonial?

Autor:in: Valeria Krist (11c), Manuel Höfer

Im Zuge der Beschäftigung mit der Erinnerungskultur im Geschichtsunterricht besuchten die elften Klassen das Augsburger Fugger-Welser Museum. Die Schülerinnen und Schüler wurden herzlich begrüßt und anschließend in mehrere Gruppen eingeteilt. Danach durften sie unter der Führung von Mitarbeiterinnen des Museums die Hintergründe der Handelsaktivitäten der Familien Fugger und Welser kennenlernen. Die Reise durch die Zeit begann bei einem aktuellen Kunstwerk, das die Schüler zunächst interpretieren durften. Die Schülerinnen und Schüler erkannten schnell, dass die afroamerikanische Künstlerin mit ihrem Werk den Sklavenhandel thematisiert, was auch weiterhin ein wichtiges Thema der Führung blieb. Das Thema Kolonialismus im Allgemeinen wurde bereits im Unterricht sowohl in Englisch als auch in Geschichte behandelt, so war die Exkursion eine gute Ergänzung der dort gewonnenen Erkenntnisse.
Der Geschichte von Kolumbus und der Entdeckung Amerikas wurde eine neue Bedeutung verliehen, indem sie aus der Perspektive der Indigenen in Amerika erzählt wurde. Damit wurde versucht, der eurozentristischen Perspektive, die in den westlichen Gesellschaften in den vergangenen Jahrhunderten dominierte, etwas entgegenzusetzen. Auch für viele Schüler war dieser Blick neu.

Portugal und Spanien waren damals die führenden Seemächte. Da Indien wichtige Ressourcen und Handelsgüter zu bieten hatte, wollten beide natürlich mit dem Subkontinent handeln. Die Route auf dem Land führte über viele Landesgrenzen, an denen man Zoll zahlen musste, wobei zusätzlich die Gefahr, überfallen zu werden, nicht zu missachten war. So wurde geplant, einen neuen Seeweg einzuschlagen. Portugal hatte dabei den entscheidenden Vorteil, viele Festungen und Stützpunkte an Küsten Afrikas zu haben, demnach hatte Spanien gravierende Schwierigkeiten, an Afrika vorbeizukommen. Teils wegen mangelndem Proviant, teils wegen fehlenden geographischem Wissens. So entschieden sie sich, nicht Richtung Osten zu segeln, sondern Richtung Westen. Denn wenn die Erde rund sein würde, sollte man ja in Ost-Indien ankommen. Dass das neu entdeckte Land von den Europäern dann als West-Indien bezeichnet wurde, weil es aus ihrer Sicht im Westen lag, zeigt nochmals die damals vorherrschende eurozentristische Perspektive auf. Kolumbus und seine Männer kamen in Amerika an und tyrannisierten die Einheimischen. Sie zerstörten ihre Heimat und Kultur, zwangen sie, Englisch zu lernen, sie beraubten sie sogar ihres Namens und gaben ihnen einen christlichen Namen. Das taten sie auch mit Orten: Ihnen war egal, ob Orte oder Dörfer bereits einen Namen hatten, sie dachten sich einfach einen neuen aus, der für sie am meisten Sinn ergab wie zum Beispiel Venezuela, also Klein-Venedig.

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Es existieren nur wenige Aufzeichnungen darüber, wie schrecklich die Zeit damals für die indigenen Völker gewesen ist. Im Museum war ein Nachbildnis davon ausgestellt: Wandmalereien eines amerikanischen Stammes, der Guayupe. Bei näherer Beobachtung sind europäische Zeichen und Symbole zu erkennen, wie zum Beispiel ein Hund, wobei Hunde nicht in Amerika einheimisch waren, oder ein Schwert, welches diese Völker sonst nicht nutzten. Die Mitarbeiter des Museums haben das Bild „Gewalt und Terror“ genannt, ein Titel der sehr passend gewählt wurde.
Nach weiteren Einblicken in die verschiedenen wirtschaftlichen Aktivitäten der Fugger und Welser im Museum endete die Führung. Die Schüler haben an diesem Tag nicht nur Einiges über die Geschichte der Handelsbeziehungen der Fugger und Welser gelernt, sondern auch über die schreckliche Kolonialisierung, die mit einem Teil der Handelsaktivitäten verbunden war. Dieser mehrperspektivische Blick fügt der Beschäftigung mit der Geschichte eine weitere, interessante Dimension hinzu.