Vor 500 Jahren starb Kaiser Maximilian I, der in besonders häufiger und intensiver Beziehung zu Augsburg stand und sich hier so oft aufhielt, dass er gar als „Bürgermeister von Augsburg“ verspottet wurde. Die Stadt nimmt das Gedenkjahr zum Anlass für mehrere große und kleine Veranstaltungen, die das Wirken des Habsburgerkaisers in vielfältiger Weise würdigen und in Erinnerung rufen. Der altgermanistische Lehrstuhl der Universität Augsburg (Leitung: Prof. Dr. Freimut Löser) lud zu einem Schüler-Aktionstag ein, der am Freitag, den 12. April, von den Klassen 7a, c und e, begleitet von Herrn Haas und Frau Vogelgsang, besucht wurde.
Dieser Aktionstag rückte das Interesse des Kaisers an hochmittelalterlichen Ritter-Erzählungen in den Mittelpunkt. Maximilian, der zwischen Mittelalter und Neuzeit stehend sich selbst in nostalgischer Weise als höfischer Ritter stilisierte, ließ an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert „Heldengeschichten“ in Form von Romanen, Novellen und Helden-Epen aus der Zeit um 1200 sammeln und aus ihnen ein äußerst wertvolles und aufwändiges Buch in riesigem Format und gewaltigem Umfang gestalten. Obwohl zu dieser Zeit bereits die moderne Technik des Buchdrucks zur Verfügung gestanden hätte, ließ Maximilian das Buch in traditioneller Weise mit kunstvoller Schrift von Hand schreiben und ebenfalls von Hand mit farbigen Illustrationen versehen. Das Buch, welches heute in der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien liegt, heißt nach seinem ursprünglichen Aufbewahrungsort (dem Schloss Am(b)ras bei Innsbruck) das „Ambraser Heldenbuch“.
Der universitäre Aktionstag verband die höfische Literatur des Hochmittelalters, die der Lehrplan als Gegenstand für den Deutschunterricht der 7. Klasse vorsieht, mit dem durch das städtische Jubiläum naheliegenden Thema Maximilian und mit Aspekten der Medienerziehung zwischen altem Buch und modernem Desktop-Publishing. Das zweigeteilte Programm begann im Augsburger Rathaus als authentischem frühneuzeitlichen Rahmen, wo die Schülerinnen und Schüler im Goldenen Saal Zeugen des (in einer Spielszene dargebotenen) Geschehens wurden, wie dem Kaiser das von ihm bestellte Buch nach zwölf Jahren mühevoller Arbeit feierlich überreicht wird. In drei Gruppen aufgeteilt beschäftigen sie sich sodann unter der Anleitung von Studierenden und Dozierenden mit ausgewählten Erzählungen aus dem Buch und mit dem ‚Ambraser Heldenbuch‘ selbst, das in einer originalgetreuen Kopie im realen Format, einem sogenannten Faksimile aus dem Bestand der Universitätsbibliothek, sinnlich erlebbar und begreifbar wurde.
Zum zweiten Teil des Aktionstags begab man sich auf den Campus der Universität, wo die Schülerinnen und Schüler im CIP-Pool der Philologisch-Historischen Fakultät mit den Mitteln der modernen Technik aus vier Erzählungen des ‚Ambraser Heldenbuchs‘ eine E-Book-Fassung erstellen sollten: das ‚Augsburger Heldenbuch‘. Dieser arbeitsteilige Workshop verband Textarbeit (die Erzählungen lagen in von den Studierenden vorbereiteten Kurzfassungen vor) mit Layout-Aufgaben am PC und mit der Inszenierung von Fotos für die Illustration des Buches, die direkt von einer Selfie-Station als Grafikdateien ins Layout zu integrieren waren. Diese E-book-Fassung kann auf unserer Homepage bewundert werden.
Den Dozierenden und Studierenden des Lehrstuhls für Deutsche Sprache und Literatur des Mittelalters sei für diesen facettenreichen Tag, der in einem weiten Bogen das Hochmittelalter mit der Frühen Neuzeit und mit der Gegenwart verband, für die mühevolle Vorbereitung und die gut organisierte Durchführung herzlich gedankt.