19.04.2016
Kategorie(n): Fugger-Forum, Schulleben

FuggerForum: Reich heiraten oder doch besser hart arbeiten und sparen?

Autor:in: Sophie Cronenberg

ollte man, um reich zu werden, nun besser reich heiraten, selbst Unternehmer werden, auf eine großzügige Erbschaft hoffen oder einfach nur eine vernünftige Lebenshaltung führen? Diese und viele weitere interessante Fragen wurden beim diesjährigen zweiten Fuggerforum am 13.04.2016 in der Aula des Jakob-Fugger-Gymnasiums gestellt. Als Gast-Referentin des Abends begrüßten wir Prof. Dr. Susanne Hilger, Leiterin der PricewaterhouseCoopers-Stiftung. PwC ist ein börsennotiertes, international tätiges Unternehmen, das sich im Kerngeschäft der Wirtschaftsprüfung widmet. Im Rahmen der Partnerschaft mit dem JFG waren in der Vergangenheit bereits mehrfach Vertreter der Gesellschaft bei uns zu Gast und bereicherten mit interessanten Vorträgen verschiedene Veranstaltungen.

Wie schon bei vergangenen Vortragsabenden des FuggerForums führte Leon Manavi, der Schülersprecher des JFG, mit viel Charme und Eloquenz durch den Abend und war selbst einer der Akteure der Theatergruppe, die den Abend mit einer Collage verschiedener Werke von Bertholt Brecht eröffnete. Die fundamentale Kritik am Kapitalismus wurde dabei gekonnt in Szene gesetzt.

Einem Rollenspiel der 10. Klasse, das den eingeschränkten Zugriff auf Konsumgüter zu Zeiten der DDR thematisierte, ging ein Vortrag über die Forschungsergebnisse des französischen Wirtschaftswissenschaftlers Thomas Piketty voraus. Während des Vortrags wurde unter anderem die von Piketty empirisch nachgewiesene Divergenzkraft der momentanen Einkommens- und Vermögensverteilung „r>g“ dargestellt. Nach diesen Beiträgen waren sich die Zuschauer sicher einig, dass durch den Kapitalismus erhebliche Erfolge verzeichnet und Vorteile erarbeitet werden konnten.

Im Expertenvortrag von Frau Prof. Hilger erhielten die Schüler einen Einblick in das doch erhebliche soziale und kulturelle Engagement von Unternehmen im 19. und 20.Jahrhundert. Prof. Hilger zeigte beispielhaft an Firmen wie Krupp, Bosch oder Siemens, dass sich die großen Konzernchefs der damaligen Zeit sehr wohl bereits mit der Frage nach Verantwortung für ihre Arbeiter beschäftigten, dabei jedoch den Blick auf Profit und Umsatz nicht aus den Augen verloren.

Während der erste Teil der Veranstaltung vorrangig den Erfolgen und Vorteilen des Kapitalismus gewidmet war, zeigten Schüler der 11. Klasse im Anschluss an den Vortrag problematischere Aspekte auf. Zum einen wurde die Gier in diesem Zusammenhang näher beleuchtet, zum anderen wurde auch ein Blick in die Zukunft geworfen und mit Hilfe verschiedener Ökonomen gemutmaßt, ob Kapitalismus überhaupt zukunftsfähig sein kann. Schließlich besteht zumindest die Möglichkeit, dass die zunehmende Technisierung letztlich zu einer Revolution führen könnte, die letztlich sogar das Ende des Kapitalismus bedeuten würde.

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Also: Der Kapitalismus – Eine Liebesgeschichte!? Wie alle großen Liebesgeschichten bleibt auch die Beziehung zwischen dem Geld und den Menschen im Kern rätselhaft und ambivalent und es drängt sich die Frage auf, ob man tatsächlich von Liebe sprechen kann. Die pragmatische Antwort der Schüler hierzu lautete: „Hassliebe ist letztlich auch eine Form von Liebe“. Mit dieser Aussage wird deutlich, wie vielschichtig das Thema des Abends tatsächlich ist und es bleibt zu hoffen, dass so mancher zukünftig ethische Fragen in wirtschaftliche Entscheidungen einbinden wird.

Besonderer Dank für die erfolgreiche Gestaltung des Abends gilt Andreas Horn, als Koordinator und Organisator der Veranstaltung, Susann Günther, als Leiterin der Theatergruppe, Camillo Walcher, für den musikalischen Beitrag mit einigen Schülern der Concertband, sowie den weiteren Lehrkräften Dr. Elena Daschmann, Robin Högl und Hans Wecker für die Unterstützung der Schülerinnen und Schüler bei der Vorbereitung der einzelnen Beiträge.