Am Dienstag, den 27.01.2015 besuchte das W-Seminar „Attraktivität von Unternehmen“ die ordentliche Hauptversammlung der Siemens AG. Vom Augsburger Hauptbahnhof aus fuhr unser Kurs gemeinsam mit unserem Wirtschaftslehrer Olaf Printz zur Münchner Olympiahalle, um dort an der Aktionärsversammlung und einer speziell für Schülergruppen organisierten Führung teilzunehmen. Nach einer sehr strengen Sicherheitskontrolle, ähnlich der an einem Flughafen, konnten wir einen ersten Eindruck von der Hauptversammlung gewinnen. Vor allem beeindruckte uns die immense Größe der Veranstaltung, die mit 8000 Teilnehmern die größte ihrer Art in Deutschland ist.
Zu Beginn verfolgten wir gespannt zusammen mit den Aktionären die sehr emotionale Rede des Vorstandsvorsitzenden Joe Kaeser, der unter anderem der Opfer des unter dem Nationalsozialistischen Regime geführten Arbeitslagers in Auschwitz gedachte. An dem historischen Tag, genau 70 Jahre nach der Befreiung durch die sowjetische Armee, übernahm er die Verantwortung, da auch Siemens nachweislich zur damaligen Zeit mindestens 80.000 Zwangsarbeiter beschäftigte.
Nach diesem historischen Exkurs wurden wir über das vergangene Geschäftsjahr und über die unternehmerischen Zielsetzungen informiert. Joe Kaeser stellte das erfolgreiche Jahr des Unternehmens vor, welches die Jahreserwartung übertraf. Dazu kam eine Gewinnsteigerung um 25% auf 5,5 Milliarden Euro und zum dritten Mal in Folge der Sieg beim „Dow Jones Sustainability Index“ als nachhaltigstes Unternehmen. Des Weiteren profitiert Siemens für die kommenden Jahre von großen Aufträgen wie z.B. an der Nordsee oder in Iowa (USA). Im Nachfolgenden ging Kaeser genauer auf Details des vergangenen Jahres ein und erklärte seine Visionen für das Unternehmen vor den Mitinhabern, welche gespannt zuhörten. Bei Kaesers Rede wurde sehr deutlich, wie sehr ihm das Unternehmen am Herzen liegt, da sein Vortrag von innerer Überzeugung und persönlichen Beispielen geprägt war. Unserer Meinung nach war dies eine großartige Rede, um eine solche Hauptversammlung zu eröffnen.
Um 11:00 Uhr erwartete uns die Auszubildende Frau Huber gemeinsam mit einer Kollegin, um mit uns einen exklusiven Rundgang durch die Olympiahalle zu machen. Die Führung beinhaltete die verschiedenen Geschäftssparten der Siemens AG und bauliche Besonderheiten der Olympiahalle. An der ersten Station erklärte ein Mitarbeiter uns das Siemens 360°- Konzept, welches künftig die Mobilität und Kommunikation der Menschen verbessern soll. Dies wurde am Beispiel einer Person auf dem Weg zu ihrer Arbeit verdeutlicht. Die entwickelte Software soll zukünftig beispielsweise den Weg in die Arbeit erleichtern, indem sie über das Internet alle möglichen Bus- oder Bahnverbindungen miteinander vergleicht und einem dann die schnellstmögliche Route in Echtzeit berechnet.
Im weiteren Verlauf der Führung besuchten wir die VIP-Terrasse, von der man einen Überblick über die gesamte Halle bekam, über die aufwendigen Sicherheitskontrollen im Eingangsbereich sowie einen Blick auf das Modell des „Dream Chasers“, an welchem Siemens mit einer speziellen Software beteiligt ist. Für viele Schüler war es erstaunlich, wie breit das Unternehmen aufgestellt ist, auch wenn es sich ständig weiterentwickelt und sich regelmäßig von Unternehmenssparten trennt oder neue dazukauft. Wir gewannen viele Einblicke, die anderen Besuchern wie auch den Aktionären vorenthalten blieben. Denn ein weiteres Highlight unserer Führung war die Kommandozentrale, von der aus ca. 60 Experten die gestellten Fragen der Aktionäre während der Vorträge bearbeiteten und den Vorständen vorformulierte Antworten weiterreichten. Zum Ende unserer Führung konnten wir auch einen Einblick in das Kontrollzentrum werfen und dabei etwas über das Abstimmverfahren der Aktionäre erfahren, was ebenso sehr interessant war.
Nachdem uns nahezu alle Bereiche vorgestellt worden waren, nutzten wir die Gelegenheit, um den Auszubildenden einige Fragen über ihren Beruf und ihre Einblicke in Strukturen der Siemens AG zu stellen. Dabei erfuhren wir sehr interessante sowie nützliche Informationen, die uns sowohl im W-Seminar als auch für das spätere Berufsleben helfen können. Zusätzlich hatten wir die Möglichkeit, die von unserem Seminar erstellten Fragebögen zur Unternehmensattraktivität von den anwesenden Auszubildenden ausfüllen zu lassen.
Alles in allem sind die Mitarbeiter mit ihrem Arbeitgeber zufrieden und würden sich jederzeit wieder für dieselbe Firma entscheiden. Nachdem die Führung am Stand der Auszubildenden beendet worden war, begann die Generaldebatte, bei der die Aktionäre Lob aussprechen oder Kritik verteilen konnten. Dabei überraschte uns, wie deutlich manche ihren Unmut ausdrückten und zum Teil den Vorstand direkt kritisierten. Die Aktionäre konnten zusätzlich Fragen stellen, die dann von der Unternehmensführung beantwortet wurden. Die Fragen wiesen ein breites Spektrum auf. Vor allem institutionellen Aktionären geht es einerseits bloß um Gewinne und die Höhe der ausgeschütteten Dividende, anderen Teilhabern ist es aber auch wichtig, dass die Siemens AG bei ihren Aufträgen und Projekten des Unternehmens gegenüber möglichen Menschenrechtsverletzungen Stellung bezieht. Besonders emotional war eine Frage eines langjährigen Mitarbeiters von Siemens, der der „nuklearen Vergangenheit“ der Aktiengesellschaft nachtrauerte, und es wurde deutlich spürbar, wie sehr ihm das Unternehmen ans Herz gewachsen war, was Herr Kaeser besonders würdigte. Egal wie schwierig die Fragen auch waren, jede konnte unserer Meinung nach zufriedenstellend beantwortet werden. Der Vorstand machte deutlich, dass ihm die Aktionäre wichtig sind, obwohl der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Gerhard Cromme häufig darauf aufmerksam machen musste, wie wenig Zeit bei der Hauptversammlung zur Verfügung stand und Aktionäre bitten musste, sich kurz zu fassen.
Beeindruckt von diesem Erlebnis aus der Welt der Wirtschaft traten wir am frühen Abend die Rückfahrt nach Augsburg an.
Abschließend bedanken wir uns hiermit im Namen des gesamten W-Seminars herzlich bei der Siemens AG für einen großartigen Tag in München, der uns einen faszinierenden Einblick in das Agieren einer großen Aktiengesellschaft ermöglicht hat. Beeindruckt hat uns vor allem der Umfang so einer Veranstaltung, bei der deutlich wurde, wie eng der Vorstand sich mit dem Unternehmen verbunden fühlt und wie positiv die Aussagen der Auszubildenden über die Siemens AG waren. Ein herzliches Dankeschön geht an Ruth Schleß und Wolfgang Schreck, von der Siemens AG und an alle weitere Personen, welche zum reibungsfreien Ablauf der Veranstaltung beigetragen haben, sowie an unseren Lehrer Olaf Printz für die Planung und Organisation dieser gelungenen Exkursion.