18.12.2021
Kategorie(n): Fächer A-Z, Lernen am JFG, Wirtschaft und Recht

Geldpolitik immer noch im Krisenmodus – Herr Wahl von der Deutschen Bundesbank besucht die Oberstufenkurse der Q12 in Wirtschaft und Recht

Autor:in: Tobias Zaar

Am Donnerstag, den 25. November 2021, besuchte Herr Helmut Wahl von der Deutschen Bundesbank das Jakob-Fugger-Gymnasium. In einem digitalen Vortrag für die beiden Wirtschaftskurse der Q12 gab der Mitarbeiter im Stab des Präsidenten der Hauptverwaltung in Bayern viele interessante Einblicke rund um das Thema der Finanz- und Geldpolitik sowie einen detaillierten Überblick über die Aufgaben der Notenbanken im Eurosystem. Schon im Unterricht hatten wir uns in den vergangenen Wochen intensiv mit diesen Themen beschäftigt, dadurch konnte der Vortag auf sehr hohem Niveau stattfinden und uns Schülerinnen und Schüler nochmal eine ganz andere Perspektive auf das Zentralbankwesen verschaffen.

Zu Beginn seines Vortrags sprach Herr Wahl erstmal allgemein über die Aufgaben und Kompetenzen sowohl der Deutschen Bundesbank (BBk) als auch der Europäischen Zentralbank (EZB) und wiederholte kurz die Grundlagen der EU, der Europäischen Währungsunion und unseres Bankensystems. Auch die Begriffe Inflation und Deflation erläuterte er nochmals detailliert und ging dabei auch auf die Bedeutung und die Maßnahmen von Zentralbanken ein, die jeweils bei einer der beiden Entwicklungen getroffen werden können. Herr Wahl sprach ebenfalls über den leichten Kurswechsel in der Geldpolitik der EZB, seitdem Mario Draghi von Christine Lagarde als Präsidentin der EZB im Sommer 2021 abgelöst wurde. Zu den Änderungen zählen unter anderem die Neuformulierung des Inflationsziels, eine leicht abgeänderte Geldpolitische Strategie und einige weitere kleinere Kursänderungen.

Der nächste große Themenblock, den Herr Wahl in seinem Vortrag für uns aufbereitet hatte, waren die Instrumentarien und die Wirkungsweise der Geldpolitik. Herr Wahl erklärte in diesem Zusammenhang das Entstehen der Finanzkrise 2008 und die daraus folgende Verschuldung vieler Staaten, die bis heute anhält.
In der momentan immer noch anhaltenden Corona-Pandemie musste der EZB-Rat schnell reagieren und entschlossen agieren, was im Nachhinein betrachtet bisher auch sehr gut funktioniert hat. Ein weiterer wesentlicher Bestandteil des Vortrags von Herrn Wahl war ebendieses Thema. Er erläuterte, dass sowohl das Asset Purchase Programme (APP) angepasst wurde, ein neues Pandemic Emergency-Purchase Programme (PEPP) aufgesetzt wurde und die Rahmenbedingungen für TLTRO III Geschäfte massiv gelockert wurden, um die Wirtschaft im gesamten Euroraum zu stabilisieren. Weitere angeschnittene Themen, die den Rahmen dieses Artikels jedoch bei weitem übersteigen würden, waren die „Bereitgestellte Liquidität des Eurosystems und Entwicklung der Überschussliquidität in Zeiten von Covid-19“, die obig kurz angesprochenen „Fiskalischen Rettungsmaßnahmen in Deutschland“ sowie ein weiterer Anstieg der Staatsverschuldung der Euroländer durch Covid-19.

Seinen Vortrag beendete Herr Wahl mit einem flammenden Plädoyer für den Zusammenhalt in Europa, um auch in Zukunft Wachstum und Wohlstand für alle europäischen Länder zu ermöglichen. Gerade deshalb muss die Corona-Pandemie weiterhin und unter Einsatz aller verfügbarer Mittel und Instrumente bekämpft werden, wobei alle Politikbereiche zusammenarbeiten müssen, um die wirtschaftliche Stabilität des Eurosystems zu gewährleisten. Die Eurostaaten müssen dringend ihre Strukturprobleme angehen sowie die Staatsfinanzen konsolidieren, damit die Geldpolitik endlich die Zinsen erhöhen kann, ohne die hochverschuldeten Staaten zu gefährden
An dieser Stelle möchte ich mich stellvertretend im Namen der Wirtschaftskurse der Q12 des Jakob-Fugger-Gymnasiums auch nochmals ganz herzlich bei Herrn Wahl für den enorm spannenden Vortrag und die tiefen fachlichen Einblicke in das Finanzsystem Deutschlands und der Europäischen Union bedanken.